Kurz vor Monte Gordo fuhren wir von der Hauptstraße ab und gelangten in ein ziemlich verlassenes Wohngebiet in einem Pinienwald, das aus einer handvoll Straßen und verlassenen Häusern mit verwahrlosten Gärten bestand.
Ein Stückchen hinter den letzten Häusern endete die Straße an einem Parkplatz am Strand. Ein Strandrestaurant hatte bunte Plastikstühle vor die Tür gestellt und versuchte mit legerer Chillout-Musik Gäste anzulocken. Außer uns war allerdings niemand dort, der hätte angelockt werden können.
Es führte noch eine andere Straße aus dem Wohngebiet hinaus und auch an deren Ende befand sich ein großer Strandparkplatz. Der war einsam, ohne Restaurant und ein langer Holzsteg führte über die Düne. Der wahrhaft lange Strand reicht von der Flussmündung des Guadiana an der Grenze zu Spanien (etwa 6 Kilometer östlich) bis nach Manta Rota (etwa 6 Kilometer westlich).
Es war gerade Ebbe. Den ganzen Strand entlang standen im Abstand von etwa 50 Metern Männer in der Brandung. Mit langen Holzstielen in den Händen, trippelten sie auf der Stelle und ruckelten im Trippeltackt an den Stiehlen. Das sah sehr merkwürdig aus. Und war ziemlich unerklärlich, bis einer von ihnen aus dem Wasser kam.
Am Ende des Stiels war ein Holzkasten befestigt mit einem Gitter darauf und daran war irgendwie ein Netz befestigt. Das andere Ende des Netzes war mit einem breiten Gurt um die Hüfte des Mannes geschnallt. Als er das Netz abnahm, sahen wir, dass es voller Muscheln war. Offensichtlich siebten die Jungs den Sand auf der Suche nach Muscheln.
Immer am Strand entlang gelangten wir nach Monte Gordo. Monto Gordo ist die so ziemlich hässlichste Stadt , die ich an der Algarve bisher gesehen habe. Oder vielmehr: Alle Städte sind irgendwie schön, nur Monte Gordo nicht. Der Ort ist ein chaotisch zusammengewürfelter Hochhaushaufen ohne Charme. Und davor: Der wahrscheinlich fotogenste Fischereihafen, den ich bisher an der Algarve gesehen habe. Nur mir ist es leider nicht gelungen, aus dem fotogenen Anblick auch ein gutes Foto zu machen.
Direkt vor der Hochhauskulisse lagen bestimmt 100-200 kleine, bunte Fischerboote im Sand. Überall Fischer, die Netze säuberten und entwirrten, Boote schrubbten und palaverten. Alte Männer, die auf Stühlen und Hockern im Kreis saßen und den Jungen bei der Arbeit halfen, indem sie sich um die Netze kümmerten. Drumherum saßen oder kreisten Hunderte Möwen. Bunte Fahnen wehten und Bojen und Reusen lagen aufgestapelt herum. Was für ein Anblick!
Zurück im Pinienwald fanden wir eine Prozession von Prozessionsspinnerraupen. Die bauen ihre Nester in den Pinien, verlassen dieses irgendwann und machen sich in langer Reihe auf den Weg. Sie sind gefährlich. Man sollte Abstand halten und sie keinesfalls berühren. Vor allem für Hunde kann der Kontakt mit ihnen schlimme Folgen haben.
Die winzigen Brennhaare, enthalten ein giftiges Protein und können am Menschen gefährliche, gesundheitliche Schäden verursachen: Schwere Hautreaktionen mit Juckreiz und Ausschlägen, ebenso Atemnot und Schwindel oder einen anaphylaktischen Schock.
Die Brennhaare sind auch in den Raupennestern verwebt und können von dort verweht werden. So kann es gesundheitsgefährdend sein, sich unter Pinien zu bewegen, die den Pinien-Prozessionsspinner beherbergen.