Die „modernen Nomaden“ Igel & Paola Zimmermann reisen auf Reifen seit 2001. Mit Begeisterung haben wir seit dem jeden ihrer Reiseberichte verschlungen. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass sich Igel und Paola zu einem kleinen Interview eingefunden haben. Jetzt haben die beiden auch ein Buch veröffentlicht, in dem es um das „Reisen mit Hund“ geht. Mehr dazu erfährst du im Interview.
Auf Keine Eile möchten wir dir gerne immer mal wieder interessante Menschen vorstellen, die auf Reifen reisen. Menschen, die ihren Traum von der Reise wahr gemacht haben, die irgendwann einfach alles hinter sich gelassen haben und losgefahren sind.
Grenzenlos Weltumradlung: Igel und Paola und die Welt aus der Trikeperspektive
Igel & Paola, Rambo & Caramba, Hippel & Dicker sind seit dem 1. April 2001 auf Weltumradlung. Ein Ende der Reise oder eine (definitive) Rückkehr nach Deutschland ist nicht in Sicht. 2001 – 2009 radelten Igel und Paola mit Trekkingrädern durch Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika. Seit 2011 sind sie auf Trikes in Europa und Asien unterwegs. In ihrem Reiseblog zeigen sie uns die „Welt aus der Trikeperspektive“.
Igel und Paola, stellt euch doch kurz vor. Wer seid ihr?
Eine der grossen Fragen der Menschheit… wer sind wir, warum sind wir hier und wo gehen wir hin?
In dieses Leben wurden wir vor über 50 Jahren hineingeboren und unsere Eltern nannten uns Igel und Paola… Nein, Igels Eltern hatten sich natürlich einen anderen Namen für den kleinen 7-Monats-Wurm ausgedacht, jedoch setzte sich dieser nicht durch. Aufgewachsen sind wir in Nord- und Süddeutschland, seit dem Teenie-Alter konnte man uns beide im Südschwarzwald antreffen.
Ihr seit ja nun schon recht lange unterwegs. Erzählt doch etwas über eure Beweggründe! Warum reist ihr?
Uns beiden war die Reiserei bereits irgendwie in die Wiege gelegt und jahrelang reisten wir (getrennt), wie es sich für ordentliche Berufstätige gehört, ein bis zwei mal jährlich in den Ferien in der Weltgeschichte herum.
Ca. 30-jährig lernten wir uns kennen und beschlossen, von nun an miteinander die Welt zu erkunden. Von Anfang an war uns klar, dass wir keine Kinder hatten, keine wollten und eigentlich auch den sonstigen, „normalen“ Alltag lieber mit einer unendlichen Reise tauschen wollten. Es hat noch einige Jahre gedauert, bis wir im Jahr 2001 endlich die „Grenzenlos Weltumradlung“ ins Leben riefen.
Ihr reist mit Fahrrädern, neuerdings mit Trikes. Warum habt ihr euch gerade für dieses Reisegefährt entschieden?
Das Fahrrad war die logische Schlussfolgerung unserer Überlegungen:
- Zeit ist vorhanden, das Budget ist begrenzt
- Nur „herumfliegen“ und in Hotels absteigen war noch nie unser Ding
- Ein motorisiertes Fahrzeug war uns zu teuer und zu kompliziert (Grenzen, Papiere, Versicherungen, Verschiffungen etc.)
- Öffentliche Verkehrsmittel – ja, jedoch muss man auch dann hauptsächlich in Hotels absteigen, man ist entweder nicht sehr flexibel oder die Flexibilität wird dann wieder teuer (Taxis, Leih-Motorrad, Hotel)
- Zu Fuss – ja, aber den 20kg Rucksack permanent auf dem (geschundenen) Buckel? Nein Danke
So kam eigentlich nur das Fahrrad in Frage. Wir machten eine 6-wöchige Testtour mit unserem Freund Haui in Neuseeland und wussten es bereits am ersten Tag: Das ist es für uns!
Das Trike als Reisefahrzeug
Seit 2011 sind wir nicht mehr auf Fahrrädern, sondern auf Trikes (Liegedreiräder) unterwegs. Die Vorteile gegenüber einem „normalen Fahrrad“ sind für uns folgende:
- Bequeme, natürliche Sitzhaltung
- Kein Po-, Hand- und Nackenweh mehr
- Keine Helmpflicht
- Keine “Pampers” in der Radlerhose nötig
- 3 Räder, kein Umfallen
- Schlaglöcher sind kein Problem, mal schnell von der Fahrbahn abkommen auch nicht
- Abdrängen durch Autos/LKWs gibt es praktisch nicht mehr, vollbeladen mit Fähnchen etc. werden wir auch immer gesehen
- Einhändig fahren (weil in einer Hand die Hundeleine oder die Kamera…) ist problemlos und sicher möglich
- Berge: Ja, die fahren wir langsam hinauf, aber wir können auch mit einem km/h fahren, wenn wir wollen und fallen nicht um, fahren kein Zickzack und schnaufen ganz normal
- Die Aussicht: Durch die Sitzhaltung und das Wissen, dass Du nicht umfallen wirst, kannst Du die Aussicht voll geniessen (und schaust nicht immer nur nach unten, um ja kein Schlagloch oder spitzen Stein zu verpassen)
- Gute Zuladung für lange Reisen
- Kein Ständer, Parkbremse: das Trike steht immer und überall alleine, Reiseradler wissen von was wir sprechen – kein Ständer, keine Probleme
- Feierabendsessel ist immer dabei: Ein gutes Buch lesen, ein Bierchen trinken oder einfach nur die Aussicht oder die Sonne geniessen – im Sitz des Trikes
- Sehr gut als Zugfahrzeug für zweirädrige (Hunde-) Anhänger geeignet.
In den letzten 13 Jahren seit ihr ja ganz schön herumgekommen in der Welt. Wo wart ihr?
2001 sind wir mit 2 Fahrrädern und ohne Hunde in Deutschland gestartet. Wir sind durch ein paar Länder Europas nach Holland geradelt und von dort mit dem Frachtschiff nach Burns Harbour bei Chicago gefahren. 2001 verbrachten wir in Europa, USA und in Kanada.
2002 und 2003 waren wir in Mexiko und allen Ländern Zentralamerikas sowie in Kuba.
2004 sind wir mit einem Segelboot weiter nach Kolumbien gereist. Dann sind wir nach Ecuador und Peru geradelt und wieder nach Kolumbien zurück gereist.
Ende 2004 kam Rambo, der Ratten Terrier aus Medellin in unsere Familie. Mit ihm bereisten wir Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Brasilien, Venezuela, Guyana, Surinam, Französisch Guyana, Argentinien, Paraguay und Chile.
Viele südamerikanische Länder bereisten wir mehrmals. 2006, 2009 und 2010 lebten wir in Kolumbien und versuchten, uns dort nieder zu lassen. Rambo verliebte sich und so kamen wir zu seiner Tochter Caramba.
Wir merkten jedoch, dass wir moderne Nomaden geworden waren und flogen 2011 nach Deutschland, um von dort und mit neuen Gefährten, nämlich den Trikes, gen Osten aufzubrechen.
2011 radelten wir durch Europa bis Istanbul und flogen nach Delhi. 6 Monate waren wir im Indischen Subkontinenten unterwegs und flogen 2012 dann zurück nach Deutschland.
Die „Dosis“ Indien mit Rad und Hund war uns einfach zu viel. Zu viel Lärm, zu viel Dreck, zu viel Input, zu viele Religionen, zu viele Menschen, von allem zu viel. Eineinhalb Jahre radelten wir dann in Europa herum und flogen Ende 2013 nach Phuket, Thailand.
Von dort aus erkunden wir nun Südostasien wie Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha.
Ihr reist mit 2 Hunden: Wie kann man sich das vorstellen?
Warum wir mit Hund oder nun sogar mit 2 Hunden radeln? Das ist eine gute Frage. Wir lieben Hunde. Schon immer. Jedoch hat uns der Kopf immer gesagt: „Nein, das wird zu kompliziert, das geht nicht, das schränkt uns ein…“
In den ersten Jahren hatten wir aber immer wieder temporäre Begleiter und Aufpasser in der Nacht und das gefiel uns recht gut. 2004 in Peru trafen wir dann auf Claudio und Mona aus Kolumbien, die mit ihrem 48kg (!) Labrador im Anhänger durch Südamerika geradelt sind.
Das war für uns der Moment, den Kopf nochmals arbeiten zu lassen: „Moment mal, wenn das möglich ist, dann sollten wir es doch mit einem kleinen, handlichen Hund, einem Terrier vielleicht, schaffen?“
Und ja, es geht, wenn man es wirklich will.
Klar, es schränkt uns Reisende auch ein, so können wir z.B. nicht oder nur unter sehr mühsamen Umständen nach Australien oder Neuseeland. Aber wenn man sich dessen vorher bewusst ist und gewisse Einschränkungen (z.B. Nationalparks, Museen, muslimische Länder, man macht nicht mehr so viele Kilometer, man ist langsamer, wenn der Hund viel nebenher läuft, …) akzeptieren kann, dann bekommt man ein Vielfaches an Belohnungen zurück: Uneingeschränkte Liebe und Treue, Aufmerksamkeit (vom Hund und von den Leuten), Schutz und Sicherheit z.B. beim Campen und jeden Tag ehrliche Freude und viel Spass.
(Video 10 Jahre Rambo on tour)
Wer jetzt noch nicht genug hat, wo gibt es noch mehr von euch?
Verfolgen kann man Igel & Paola, Rambo & Caramba auf ihrem Blog „Grenzenlos Weltumradlung“.
Reisen mit Hund – Alles was du wissen musst, steht in diesem Buch
Rambo hat übrigens sein erstes Buch geschrieben. Es handelt von seiner Reise durch Südamerika in den Jahren 2004 bis 2009.
Er erzählt uns wie er Igel & Paola kennenlernte, das Reisen lernen musste und wie er die Länder, Leute und die anderen Hunde erlebt hat.
Im zweiten Teil des Buches „Rambo, El Viajero“ sind praktische Tipps und Länderinformationen für mögliche Nachahmer (Reisen mit Hund mit und ohne Fahrrad) zusammengestellt.
- Zimmermann, Paola (Author)
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Reist du auch auf Rädern und möchtest uns davon erzählen? Oder kennst jemanden, der mit dem eigenen Fahrzeug reist und dessen Reiseberichte du gerne liest? Hinterlasse einen Kommentar, gerne mit Link!
Ich finde es unglaublich faszinierend, wie mutig und abenteuerlustig manche Menschen sind! Die Autorin hat sich mit ihrem Fahrrad und ihren Hunden aufgemacht, um die Welt zu erkunden – das verdient definitiv Respekt! Solche Unternehmungen erfordern sehr viel Vorbereitung, Durchhaltevermögen und Ausdauer. Ich bewundere die Autorin dafür, dass sie diesen Traum verwirklicht hat. Diese Art von Reisen gibt einem auch eine ganz neue Perspektive auf die Welt und man lernt so viele spannende Dinge über verschiedene Kulturen und Länder. Ich denke, dass es nur wenige Menschen gibt, die sich zu solchen Abenteuern aufraffen können – umso mehr sollten wir die Leistungen derjenigen, die es tun, schätzen und respektieren!
Hallo ihr Vier,
sehr tolle Ideen und Anregungen habt ihr!
Könnt ihr mir einen Tipp geben, wie ich mit meiner Hündin stressfrei (kein Langstreckenflug) und günstig von Deutschland nach Zentralamerika kommen kann? Wäre euch für Tipps sehr dankbar.
Wünsche euch eine frohe Zeit!
Liebe Grüße
Hallo Sabine! Wende dich am besten direkt an Paola und Igel: https://grenzenlos2001.wordpress.com/
danke ;-) und ganz frisch im Bus… https://grenzenlos2001.wordpress.com/2015/09/14/willys-treffen-bad-kreuznach/