Dies ist der neunte Teil meiner Artikelserie über Reisemobile.
Ich möchte dir Reisende und ihre Reisemobile vorstellen.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Fahrzeuge.
Bevor wir uns für den Kurzhauber entschieden haben, haben wir lange überlegt, welches Reisemobil wohl das beste für uns wäre. Wir haben uns viele unterschiedliche Varianten angesehen, haben Vor- und Nachteile abgewogen… es ist gar nicht so einfach bei der Fülle der Möglichkeiten eine Entscheidung zu treffen.
Falls du dir auch gerade überlegst welches Reisemobil für dich in Frage kommt, könntest du dir den Gastartikel von Henning durchlesen: Wie du das Wohnmobil findest, das zu dir passt.
Oder du besuchst eines der großen Reisemobil- und Globetrottertreffen. Dort triffst du Reisende mit ihren Reisemobilen, kannst dir einiges ansehen und mit den Leuten ins Gespräch kommen. Eine Übersicht über die Treffen und Termine gibt es auf der Webseite der Deutschen Zentrale für Globetrotter.
Oder du abonnierst Keine Eile und verpasst keines der Interviews mehr, die es in nächster Zeit zum Thema Reisende und ihre Reisemobile geben wird.
Ich freue mich sehr, für mein neuntes Interview Juliane und Mischa – die 4 Wheel Nomads gewonnen zu haben.
Die Reisenden
Juliane und Mischa, Anouk und Sóley
Wir sind Juliane, Mischa, Anouk und Sóley Stahl und kommen von der autofreien Nordseeinsel Spiekeroog, wo wir an einem kleinen Privat-Gymnasium mit Internat leben und arbeiten. Mehr über uns und unsere Reisen kann man auf unserem Blog und auf Facebook erfahren.
Das Reisefahrzeug
Land Rover Defender 110 Td4
Der Land Rover Defender ist für seine Robustheit bekannt. Laut Hersteller sind 75 Prozent aller jemals gebauten Defender noch im Einsatz. Der erste Land Rover wurde 1948 gebaut. Entwickelt für die Nutzung in der Landwirtschaft, bewährt sich der Land Rover Defender auf vielen Expeditionen und mit militärischen Einsatz. Seit 1956 ist der Land Rover das Standartfahrzeug der britischen Armee.
Nach 68 Jahren wir die Produktion des Land Rover Defenders nun wohl endgültig eingestellt. Die Form ist mit den EU-Richtlinien zum Fußgängerschutz nicht mehr vereinbar.
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Steckbrief des Land Rover Defender 110 TD4
Hersteller: Land Rover Jaguar (eigentlich Tata)
Modell: Defender 110 Td4
Baujahr: 2011
Kilometerstand: 53.000 km
Hubraum: 2,4 Liter
Leistung: 122 PS
Allrad: permanent
Zulässiges Gesamtgewicht: 3.150 kg
Zuladung: 600 kg
Sitzplätze: 4
Führerscheinklasse: B
Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h
Reisegeschwindigkeit: 60 bis 110 km/h
Kraftstoff: Diesel
Preisklasse: > 50.000 Euro
Verbrauch auf 100 km: 12,7 Liter
Kfz-Steuer: 300 Euro pro Jahr
Versicherung: ca. 1.100 Euro
TÜV: ca. 90 Euro
Reparaturen: ca. 400 Euro pro Jahr
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Der Land Rover Defender 110 TD4 als Reisemobil
Wohnraumgröße - 2
Unabhängigkeit - 5.5
Zuladung - 6
Wirtschaftlichkeit - 6.5
Reparatur- und Wartungsfreundlichkeit - 7
Verfügbarkeit von Ersatzteilen - 7.5
Ersatzteilpreise - 7.5
Fahrkomfort - 7.5
Weltreisetauglichkeit - 7.5
Geländegängigkeit - 10
Zufriedenheit mit dem Fahrzeug - 10
7
Die Vergabe von Punkten dient nicht dazu, die Fahrzeuge dieser Interviewreihe objektiv miteinander zu vergleichen. Sie bezieht sich auf das hier beschriebene individuelle Fahrzeug und auf die ebenfalls individuellen Gewohnheiten und Bedürfnissen seiner Bewohner und kann nur einen groben Überblick über die Eigenschaften dieses Reisemobils geben.
Warum habt ihr euch gerade für den Land Rover Defender 110 TD4 entschieden?
Der Land Rover entspricht einfach unserem Charakter … wir haben Ecken, Kanten und Beulen … sind echt, handgemacht, robust, eigensinnig aber trotzdem liebenswert. Irgendwie ist der Defender „old school“ und modern zugleich.
Besonders ist beim Land Rover, dass er extrem ausbaufähig ist und es viele Anbieter von Umbau-Teilen und Accessoires gibt.
Wir haben uns viele verschiedene Basisfahrzeugen angesehen und ein Aspekt war auch, dass der Land Rover nicht nach Lösungsmitteln gestunken hat, wie ein Toyota.
Darüber hinaus war es einfach auch Mischas Kindheitstraum irgendwann einen Unimog oder Land Rover zu fahren.
Kommt ihr mit der Zuladung hin?
Das schaffen wir nur knapp, einfach weil 4 Personen ausreichend Gepäck benötigen, die Ausrüstung stimmen muss und auch Lebensmittel- und Wasservorräte gebunkert werden müssen.
Schraubt ihr selbst, oder lasst ihr schrauben?
Dadurch, dass wir auf einer autofreien Insel leben und der Land Rover 10 Minuten mit dem Fahrrad und 45 Minuten mit der Fähre entfernt sind, ist es für uns leider sehr schwierig, selber zu schrauben. Daher haben wir viel in Hamburg bei der Offroad Manufaktur machen lassen – wir sind aber voll und ganz zufrieden!
Hattet ihr Vorkenntnisse, oder unterwegs schrauben gelernt?
Vorkenntnisse hatten wir keine … derzeit sind wir in Ostafrika unterwegs und leben nach der Devise „learning by doing“!
Hilfen gibt es ohnehin überall!
Wo schraubt ihr (auf der Straße/Schrauberhalle/Werkstatt, o. ä.)?
Wenn dann unterwegs im Camp.
Was braucht ihr zum Schrauben (Hammer oder Notebook)?
Ein „old school“ Auto benötigt auch „old school“ Werkzeug.
Allerdings haben wir trotzdem ein Diagnosegerät dabei.
Wie hoch ist der Reparatur- und Wartungsaufwand?
Wir warten das Auto so häufig wie möglich, spätestens alle 10.000 km.
Die Kosten liegen dann bei ca. 400 Euro (in Südeuropa und Afrika natürlich deutlich weniger).
Reparaturen hatten wir bisher nur eine, das Abgas Rückführungs Ventil musste ausgetauscht werden (ging aber schnell, günstig und problemlos in Griechenland).
Welche Umbauten habt ihr am Land Rover Defender 110 TD4 vorgenommen?
Wir haben den Land Rover sehr intensiv umgebaut.
Folgende Umbauten haben wir vorgenommen:
[tie_list type=“checklist“]
- Hubdach (Marke Landy Camper – diesen Anbieter würden wir aber nicht weiter empfehlen, da er total chaotisch ist (Fahrwerksfedern falsch eingebaut, Schnorchel nicht abgedichtet etc.), der Service miserabel ist und das Hubdach einige Mängel aufweist (undicht))
- Foxwing-Markise
- Fahrwerksupgrade (OME-HD-Federn, vorne Koni Heavy Track Raid, hinten Doppeldämpfer Koni Heavy Track Raid und Koni Heavy Track, Doppelgelenkkardanwelle, Lenkungsdämpfer)
- Solarpanel auf dem Dach
- Inneneinrichtung: Hochschrank (mit Waschbecken für die Steuer) in Fahrtrichtung links, Sitzbox in Fahrtrichtung rechts (kann zusammen mit der Rückbank zum Kinderbett umgebaut werden)
- Wassertank (75l + 12l), Abwassertank 12l
- Doppelbatteriesystem (IBS)
- Zusatztank (45l)
- Separ-Filter
- Rockslider
- hintere Stoßstange
- Diff-Schutz vorne und hinten, Spurstangenschutz
- BGF-MT 238 auf Wolf Felgen
- Engel Kühlbox
- Frontrunner Dachträger (für Land Rover 90)
- Sitzschienenverlängerung
- Leselampen am Armaturenbrett und über der Rücksitzbank (für die Kinder)
- Innen/Außen Thermometer
- Schnorchel (Ex-Tec)
- HD Reserveradhalterung (Ex-Tec)
- Klarglasscheinwerfer mit Scheinwerfergittern
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Welche waren sinnvoll?
Da wir nach und nach umgebaut haben, also mehrere Reisen unternommen haben (Skandinavien, Pyrenäen, Karpaten) und den gewonnenen Erfahrungen entsprechend weiter umgebaut haben, haben wir genau die Dinge ein- und umgebaut, die wir wirklich benötigen.
Vor allem haben sich aber das Solarpanel, die Engel-Kühlbox und die Foxwing als besonders sinnvoll erwiesen.
Der Land Rover Defender 110 TD4 als Reisemobil
Der Ausbau des Land Rover Defender
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Wohnfläche: 4 qm
Wie viele Personen reisen mit: 4
Größe Frischwassertank: 87 Liter
Größe Abwassertank: 12 Liter
Solarpanele: 110 Watt
Batterien: 2 x 80 Ah
Generator: –
Stromverbrauch pro Tag: unbekannt
Kühlschrank: Engel 45l
Heizung: keine
Dusche: ja – Außendursche
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Wie lange habt ihr den Land Rover Defender 110 TD4 schon?
Wir haben das Fahrzeug 2011 neu gekauft.
Lebt ihr dauerhaft im Fahrzeug oder nur für die Dauer einer Reise?
Wir haben den Land Rover 2011 mit dem Blick auf unser geplantes (erstes) Sabbatjahr gekauft.
Da wir Kinder haben, die bald schulpflichtig werden, ist das Auto unsere „Zweitwohnung“.
Derzeit sind wir für 13 Monate durch Afrika unterwegs und sicherlich wird es nicht bei dieser Reise bleiben. Wirklich „leben“ tun wir wohl im Land Rover als Nomaden auf Reisen!
Wie lange habt ihr am Fahrzeug geschraubt und es ausgebaut bis ihr eingezogen, bzw. losgefahren seit?
Wie schon gesagt haben wir das Auto 2011 neu gekauft, sind seitdem jedes Jahr für mindestens fünf Wochen in Europa unterwegs gewesen, haben um- und neugeplant und sind jetzt seit Juli 2014 unterwegs durch Südosteuropa, Nord-, Ost und Süd-Afrika.
Warum reist ihr mit dem eigenen Fahrzeug?
Weil wir das wirklich selbst gemachte Reisen unendlich genießen und auch den Komfort schätzen, jedes Bisschen der Ausrüstung selber geplant und ausgesucht zu haben, das Auto von Vorne bis Hinten zu kennen und so weiter.
Zudem wäre eine Langzeitmiete eines derart auf uns zugeschnittenen, umgebauten und ausgerüsteten Geländewagens schlichtweg zu teuer für uns.
Darüber hinaus sehen wir uns ein wenig in der Tradition von Nomaden, die mit eigenen Mitteln (meistens Tieren) unterwegs waren … das Nomadenleben beinhaltet für uns viele Erlebens-, Erfahrungs- und Lernanlässe, die unser „normales“ und „rundgelutschtes“ Leben in Westeuropa sonst nicht bieten würden.
Unser Auto ist durch die Reisen bisher auch einfach unser „Zuhause“ geworden … unsere Kinder schlafen zum Beispiel lieber im Auto als im tollen Hotel!
Wohin reist ihr? Wohin seid ihr schon gereist mit dem Land Rover Defender 110 TD4?
Wir sind gerade in Tansania, unterwegs von Neuharlingersiel in Ostfriesland nach Kapstadt und machen Transafrika auf der derzeit wenig befahrenen Ostroute.
Bisher haben wir nur tolle Erfahrungen gemacht und fühlen uns richtig sicher. Schade ist es, dass wir kaum andere Overlander treffen, weil unsere Medien ein sehr dunkles Bild von Ländern wie Ägypten, Sudan, Äthiopien und Kenia malen.
Im Vorfeld dieser „langen Reise“ waren wir mit unserem Land Rover in Skandinavien, den Pyrenäen und in den Karpaten unterwegs. Davor sind wir allerdings mit verschiedenen Verkehrsmitteln schon weit in Europa, Amerika und Australien herumgereist.
Wie viele Kilometer fahrt ihr pro Jahr mit dem Fahrzeug?
Im „Normalfall“ fahren wir nur ca. 10.000 km pro Jahr.
In diesem Jahr werden wir allerdings ungefähr 35.000 km unterwegs sein.
Wie lang war die bisher längste gefahrene Strecke?
Mmh, diese Frage ist etwas ungenau gestellt. Unsere längste Reise ist die, auf der wir uns gerade befinden: Transafrika auf der „Ostroute“.
Am Stück pro Tag sind wir bisher wohl nicht mehr als 800 km gefahren.
Wo übernachtet ihr normalerweise?
80% Campingplätze
0% Wohnmobilstellplätze
20% Freie Plätze
Wie lange seit ihr mit dem Land Rover Defender 110 TD4 “autark”?
Energiemäßig sind wir bei gutem Wetter für mehr als zwei Wochen autark.
Allerdings können wir nur 87 Liter Wasser und einen recht eingeschränkten Vorrat an Lebensmitteln mitnehmen. Vermutlich könnten wir ca. eine Woche ohne weitere Versorgung reisen.
Wie oft wurdet ihr schon Opfer eines Gasüberfalls? Und wie reagiert ihr darauf?
Gar nicht!
Nennt 4 Punkte, die an eurem Land Rover Defender 110 TD4 einfach geil sind.
[tie_list type=“thumbup“]
- Das Bett! Hihi! Eine Sonderanfertigung von Fanello in der Schweiz, Latexmatratze mit Lattenrost und Lüftung
- Die Sitzheizung
- Das Motorengeräusch, das die Kinder nach meistens 10 Minuten „einschläfert“
- Das Solarpanel, das uns eine wahnsinnige Unabhängigkeit gibt
[/tie_list]
Nennt 3 Punkte, die euch voll nerven
Eigentlich nervt uns nichts. Manchmal haben wir zu wenig Platz!
Was ist verbesserungsfähig?
Abgesehen vom Platzangebot, das in einem Land Rover 110 kaum zu verändern ist sind wir voll zufrieden.
It’s customized!
Würdet ihr das gleiche Fahrzeug wieder kaufen?
Ja!
Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Land Rover genau das, was wir brauchen!
Welches Fahrzeug wäre eine Alternative? Warum?
Derzeit gibt es keine Alternative für uns.
Vielleicht wollen wir später (also, wenn wir über 60 sind!) mal auf ein größeres Modell mit Wohnkabine umsteigen!
Hattet ihr vorher schon andere Fahrzeuge? Welche?
Als Reisefahrzeuge hatten wir bisher nur Leihwagen.
Allerdings war der Landcruiser in Australien schon wirklich super! Leider hat ein Zusammenstoß mit einem Tanklastwagen voller Benzin ihn geschrottet … uns nicht!
Habt ihr mit dem Land Rover Defender 110 TD4 euer Traumreisemobil gefunden?
Derzeit (für diese Lebensphase) schon!
Später könnte sich das ändern – abgeben wollen wir unseren Landy aber nicht!
Unser Auto ist ein Familienmitglied namens „Nyati“, Wasserbüffel.
Wir alle, vor allem aber unsere Kinder lieben dieses Auto einfach!
Ansonsten ist Reduzieren und Ordnung unser Geheimrezept.
Darüber hinaus wollen wir diese Situation nutzen, um allen Menschen zu danken, die uns mit Tipps unterstützt haben, mit uns geträumt haben, gereist sind, uns in ihren Häusern aufgenommen haben …
Ohne diese internationale Gemeinschaft und Unterstützung wären wir jetzt nicht mitten in Afrika unterwegs!
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Vielen Dank an Juliane und Mischa.
Wenn du jetzt noch mehr erfahren möchtest über den Land Rover Defender 110 TD4, dann schau gleich mal bei den 4 Wheel Nomads vorbei.
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Sind ab morgen mit unserem Defender nach Albanien unterwegs.
Klaus und Michaela http://www.freundschaftallervoelker.at
Immer wieder … und genau das werden wir machen!
Defender wird leider nicht mehr gebaut…
Ja, schade! Wird es aber noch lange geben!