Dies ist der 13. Teil meiner Artikelserie über Reisemobile.
Ich möchte dir Reisende und ihre Reisemobile vorstellen.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Fahrzeuge.
Bevor wir uns für den Kurzhauber entschieden haben, haben wir lange überlegt, welches Reisemobil wohl das beste für uns wäre. Wir haben uns viele unterschiedliche Varianten angesehen, haben Vor- und Nachteile abgewogen… es ist gar nicht so einfach bei der Fülle der Möglichkeiten eine Entscheidung zu treffen.
Falls du dir auch gerade überlegst welches Reisemobil für dich in Frage kommt, könntest du dir den Gastartikel von Henning durchlesen: Wie du das Wohnmobil findest, das zu dir passt.
Oder du besuchst eines der großen Reisemobil- und Globetrottertreffen. Dort triffst du Reisende mit ihren Reisemobilen, kannst dir einiges ansehen und mit den Leuten ins Gespräch kommen. Eine Übersicht über die Treffen und Termine gibt es auf der Webseite der Deutschen Zentrale für Globetrotter.
Oder du abonnierst Keine Eile und verpasst keines der Interviews mehr, die es in nächster Zeit zum Thema Reisende und ihre Reisemobile geben wird.
Ich freue mich sehr, für mein 13. Interview Holger und Anni gewonnen zu haben.
Die Reisenden
Holger und Anni
Wir heißen Holger und Anni und leben eigentlich in der Nähe von Bremen. Allerdings sind wir mehr unterwegs als daheim, insbesondere im Winter. Wenn es kalt wird in Deutschland gehen wir in die Welt hinaus und folgen der Sonne. So ist es zumindest die letzten drei Winter gewesen.
Davor haben wir viele Jahre gearbeitet und waren dadurch gebunden. Wir haben aber beide unsere Arbeit aufgegeben und haben jetzt die Zeit um zu reisen.
Die letzten Winter haben wir in Nepal, Indien, Bali und am meisten in Australien verbracht. In Australien sind wir auch jetzt und leben in einem Van. In ein paar Wochen geht es dann nach Südafrika und danach kommen wir wieder nach Deutschland um dort den Sommer zu verbringen.
Wir haben keinen Blog und keine spezielle Internetseite, da wir nicht das Bedürfnis haben unser Leben zu publizieren. Außerdem sind wir relativ faul und am Computer sitzen mussten wir während unseres vorherigen Lebens genug. Natürlich posten wir ab und zu schon mal ein Bild auf Facebook für unsere Freunde.
Das Reisefahrzeug
Mazda E2000
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Steckbrief des Mazda E2000
Hersteller: Mazda
Modell: E2000
Baujahr: 2001
Kilometerstand: 425.000 km
Hubraum: 2 Liter
Leistung: k. A.
Allrad: nein
Zulässiges Gesamtgewicht: k. A.
Zuladung: k. A.
Sitzplätze: 2
Führerscheinklasse: PKW
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Reisegeschwindigkeit: 90-100 km/h
Kraftstoff: Benzin oder LPG
Preisklasse: < 5.000 Euro
Kfz-Steuer: k. A.
Versicherung: 800 Euro
TÜV: k. A.
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Wohnraumgröße - 2
Unabhängigkeit - 4
Zuladung - 5
Weltreisetauglichkeit - 7
Zufriedenheit mit dem Fahrzeug - 7
Geländegängigkeit - 7.5
Fahrkomfort - 7.5
Reparatur- und Wartungsfreundlichkeit - 8
Wirtschaftlichkeit - 8
Ersatzteilpreise - 10
Verfügbarkeit von Ersatzteilen - 10
6.9
Die Vergabe von Punkten dient nicht dazu, die Fahrzeuge dieser Interviewreihe objektiv miteinander zu vergleichen. Sie bezieht sich auf das hier beschriebene individuelle Fahrzeug und auf die ebenfalls individuellen Gewohnheiten und Bedürfnissen seiner Bewohner und kann nur einen groben Überblick über die Eigenschaften dieses Reisemobils geben.
Warum habt ihr euch gerade für den Mazda E2000 entschieden?
Wir wollten im letzten Jahr ein eigenes Auto für ein paar Wochen reisen an der Ostküste Australiens haben. Es sollte ein Van sein, um darin wohnen zu können.
Dieser Van war günstig in der Anschaffung (ca. 2.400 Euro) und schon für Camping fertig eingerichtet, also mit Matraze, Kochern, Musikanlage!
Wir konnten also sofort losfahren.
Außerdem hat er eine Klimaanlage, das wissen wir gerade jetzt bei ca. 40°C Außentemperatur sehr zu schätzen.
Kommt ihr mit der Zuladung hin?
Ja.
Schraubt ihr selbst, oder lasst ihr schrauben?
Kleinigkeiten erledigen wir selber.
Reparaturen, für die man eine Werkstatt/Hebebühne benötigt, lassen wir machen.
Hattet ihr Vorkenntnisse, oder unterwegs schrauben gelernt?
Vorkenntnisse.
Aber man lernt trotzdem immer noch dazu.
Wo schraubt ihr (auf der Straße/Schrauberhalle/Werkstatt, o. ä.)?
Campsite oder sonstiger Stellplatz.
Am liebsten gar nicht, denn ohne richtige Werkstatt macht das nur begrenzt Spaß.
Was braucht ihr zum Schrauben (Hammer oder Notebook)?
Es ist immer von Vorteil Internetverbindung zu haben, das hilft sehr bei der Diagnose.
Wie hoch ist der Reparatur- und Wartungsaufwand?
Eher gering…
Gerade hatten wir eine Reifenpanne, da die Reifen eh runter waren, haben wir zwei neuwertige gebrauchte Reifen für 60 $ (40€) das Stück gefunden.
Welche Umbauten habt ihr am Mazda E2000 vorgenommen?
Wir haben mit Klebehaken ein Netz unter dem Dach angebracht, in dem man Klamotten zwischenlagern kann.
Auch haben wir viele Klebehaken von Innen an die Seitenwände angebracht, um Dinge (Lampe/Handtücher/Gemüsenetz) aufzuhängen.
Ab und zu löst sich ein Klebhaken (insbesondere wenn die Sonne auf das Auto scheint), dann muss er wieder angeklebt werden.
Klebhaken gibts hier aber in jedem Supermarkt.
Ebenso wie Plastikkisten, die nutzen wir, um unsere Küchenutensilen und Vorräte wegzuräumen.
Wir haben uns eine gute Kühlbox gekauft. Um die auch im Stand betreiben zu können, haben wir ein Solarpanel auf dem Dach installiert.
Welche waren sinnvoll?
Unser größter Luxus ist die Kühlbox.
Dadurch können wir nicht nur eiskaltes Bier am Abend trinken, sodern auch Milch, Yoghurt und Schokolade lagern. Und durch das Solarpanel läuft die Box halt auch, wenn man steht.
Der Mazda E2000 als Reisemobil
Der Ausbau des Mazda E2000
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Selbstausbau
Wohnfläche: 3,5 m²
Wie viele Personen reisen mit: 2
Größe Frischwassertank: 30 Liter im Kanister
Größe Abwassertank: –
Solarpanele: 80 Watt
Batterien: 2 x 36 Ah
Kühlschrank: Waeco Kompressor Kühlbox
Heizung: Sonne
Dusche: nein
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Wie lange habt ihr den Mazda E2000 schon?
Seit 1 Jahr.
Lebt ihr dauerhaft im Fahrzeug oder nur für die Dauer einer Reise?
Nur hier in Australien.
Wie lange habt ihr am Fahrzeug geschraubt und es ausgebaut bis ihr eingezogen, bzw. losgefahren seit?
Umgemeldet und los gefahren.
Warum reist ihr mit dem eigenen Fahrzeug?
Wir sind mit dem eigenen Fahrzeug keinem Rechenschaft schuldig.
Wir können es bemalen, modifizieren, Beulen reinfahren, im Sand stecken bleiben, über Pisten heizen. Verleihen oder verschenken.
Dazu ist es billiger, als ein Fahrzeug zu mieten. Und in Australien gibt es unserer Meinung nach keine Alternative zu einem eigenen Fahrzeug.
Wohin reist ihr? Wohin seid ihr schon gereist mit dem Mazda E2000?
Zur Zeit noch bis Port Hedland.
Vielleicht im nächsten Winter in die Kimberleys und Northern Territories.
Bisher sind wir durch Queensland, NSW, Victoria, Südaustralien und Western Australia gereist. Wir haben also Australien halb umrundet.
Wie viele Kilometer fahrt ihr pro Jahr mit dem Fahrzeug?
Bisher ca . 20.000 km.
Wo übernachtet ihr normalerweise?
50% Campingplätze
0% Wohnmobilstellplätze
50% Freie Plätze
Wie lange seit ihr mit dem Mazda E2000 “autark”?
3-4 Tage.
Hängt am Trinkwasser und an den Lebensmitteln.
Wie oft wurdet ihr schon Opfer eines Gasüberfalls? Und wie reagiert ihr darauf?
Was ist ein Gasüberfall?
Nennt 4 Punkte, die an eurem Mazda E2000 einfach geil sind.
[tie_list type=“thumbup“]
- hinten keine Seitenfenster (nur in der Schiebetür), dadurch kann man gut drin schlafen und es wird auch tagsüber nicht zu heiß
- außerdem ist es so unauffällig, dass man auch miten in der Stadt mal für eine Nacht in einer Nebenstraße stehen kann
- große, bequeme Matratze
- fährt bequem, leise und normal schnell
- kein Kult, keine emotionale Beziehung, einfach ein guter Gebrauchsgegenstand, der wenig Aufmerksamkeit fordert.
[/tie_list]
Nennt 3 Punkte, die euch voll nerven
[tie_list type=“thumbdown“]
- kein 4WD
- man kann sich schlecht drinnen aufhalten (z.B. bei schlechtem Wetter)
- als großer Mensch kann man hinten nicht aufrecht sitzen, da die Matratze zu dick ist
[/tie_list]
Was ist verbesserungsfähig?
So ziemlich alles, da alles improvisiert und unperfekt ist.
Würdet ihr das gleiche Fahrzeug wieder kaufen?
Wenn die finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind: Ja.
Für Western Australia (WA) hätten wir allerdings schon gerne ein 4WD (Allradfahrzeug).
Welches Fahrzeug wäre eine Alternative? Warum?
Ein 4WD Van oder ein Landcruiser mit Campingaufbau.
Hier in WA sind viele Strände und Gegenden nur mit Allrad zu erreichen.
Hattet ihr vorher schon andere Fahrzeuge? Welche?
[tie_list type=“starlist“]
- Hanomag Allrad WoMo
- PKW
- SUV
- Camper und WoMo (gemietet)
- 4WD mit Dachzelt (gemietet)
[/tie_list]
Habt ihr mit dem Mazda E2000 euer Traumreisemobil gefunden?
Nein, aber es ist das richtige Auto für das was wir machen.
Ein Traumauto haben wir nicht.
Immer wenn uns Reisende mit „Traumautos“ begegnen sind wir froh so etwas nicht besitzen zu müssen.
Es geht uns ja auch gar nicht so sehr um’s Fahrzeug, sondern um’s Reisen. Das Fahrzeug ist nur ein Mittel zum Zweck und muss immer zum Reiseland passen.
In vielen Ländern ist „kein Auto“ die beste Lösung. Was nützt mir das tollste Auto oder Wohnmobil z.B. auf Bali, wo man am besten mit dem Moped voran kommt?
Das beste Auto ist also ein Auto, was einen nicht bindet – weder finanziell noch emotional. Wenn einen der Wind weiter treibt, darf das Auto kein Ballast sein, es muss also schnell zu verkaufen, oder abzustellen sein.
Denn Besitz macht ja nicht unbedingt frei und gerade unterwegs ist weniger meistens mehr.
Möchtet ihr sonst noch etwas über euer Reisefahrzeug erzählen, wonach ich nicht gefragt habe oder wir mehr über euch erfahren können?
Im April verlassen wir Australien und werden das Auto dann unterstellen.
Falls allerdings jemand den Van übernehmen möchte und damit in West- oder Nordaustralien rumreisen möchte, würden wir das Auto auch verkaufen.
An Freunde oder Verwandte sogar verleihen.
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Vielen Dank an Holger und Anni.
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Sehr schön! Wir waren auf unserem siebenmonatigen Elternzeiteit-Roadtrip durch Neuseeland in einem Ford Econovan unterwegs (das ist im Grunde dasselbe Modell). Der hatte ein wenig mehr Ausbau und ein Hochdach; Stehhöhe war uns mit Baby wichtig. Nachdem sich nach den ersten paar Wochen alles eingespielt hatte, lief es prima mit dem kleinen Van. Wir waren viel draußen, unser Wohnzimmer waren Strände und Wiesen. Ich kann die Erfahrung der beiden eigentlich nur bestätigen: Bloß nicht zu viel Stress um die Ausrüstung machen. – Viel wichtiger ist, dass man los fährt. ;-)
genauso ist es! Danke für eure Worte :)