Martin Moschek: Mit dem Fahrrad durch Georgien

//Interview// Martin Moschek ist 41 Jahre alt und ist seit nunmehr 25 Jahren mit dem Fahrrad unterwegs.

Er hat mittlerweile 47 Länder bereist und dabei mehr als 58.000 Kilometer zurückgelegt.

In diesem Interview berichtet Martin von einer Radreise durch Georgien.

Martin Moschek @biketourglobal

 

Auf seinem Blog BiketourGlobal berichtet Martin regelmäßig über seine Reisen, Erlebnisse und Erfahrungen. Dabei geht es rund ums Reisen mit dem Rad, durch nahe und ferne Länder, um Reiseräder, Bilder, Menschen, Abenteuer, Ausrüstung und Tipps.

 

Wieso reist du mit dem Fahrrad?

Ehrlicherweise kann ich das nicht sagen. Es hat sich einfach ergeben und ich habe festgestellt, dass ich das durchaus mag.

Auch wenn es mitunter langweilig und anstrengend ist, ist es doch eine schöne Art, Land und Leute kennen zu lernen.

 

Mit dem Fahrrad durch Georgien

 

Du bist dem dem Fahrrad durch Georgien gefahren. Wieso hast du dich gerade für dieses Land entschieden?

Der Kaukasus und vor allem auch Georgien haben mich schon länger interessiert.

Grund dafür war ein Artikel in einer Ausgabe der National Geographic von 1992, wo es um den Krieg in Georgien ging und die Schwierigkeiten nach dem Ende der Sowjetunion. Gleichzeitig las ich etwas über die abgelegenen Dörfer im hohen Kaukasus.

Das beides hat dazu geführt, dass Georgien auf meiner Liste der Regionen lag, die ich bereisen möchte.

2014 war es dann soweit und ich konnte mit dem Rad durch dieses Land fahren.

Mit dem Fahrrad durch Georgien

 

Wie war dein allererster Eindruck von Georgien? Und wie hat es sich angefühlt durch Georgien zu reisen?

Den ersten Eindruck bekam ich auf den Kilometern hinter dem Flughafen auf dem Weg nach Tiflis rein und dann direkt in der Hauptstadt, wo ich in einem Hostel unterkam.

Ich fand die Menschen sehr freundlich und die Stadt angenehm postsowjetisch. Ich habe ein Faible für diese Art von Architektur und den immer noch existenten Spuren der Sowjetzeit und Stalin-Verehrung.

Auch das Reisen durch Georgien war sehr angenehm. Das Wetter war noch recht frisch und regnerisch, aber die Menschen freundlich, die Straßen ok und die Landschaft schön.

 

Wie sind die Menschen in Georgien?

Die meisten Menschen, die ich getroffen habe, waren sehr offen und gastfreundlich.

Da ich alleine reise, wurde ich oft in Gespräche verwickelt. Meistens waren es ehemalige russische Soldaten, die ihre Zeit auch in der DDR verbracht haben. Und so konnten wir uns mit dem bisschen Deutsch und meinem Russisch gut austauschen.

Was ich sehr mochte war, dass die Menschen in Georgien nicht aufdringlich waren und mich auch oft in Ruhe gelassen haben. Ich reise ja nicht umsonst alleine und bin eher zurückhaltend, was den Kontakt mit anderen Menschen auf meinen Reisen angeht.

 

Was hast du in Georgien gegessen – und wo? Welches war unterwegs dein Lieblingsgericht?

Ich habe gerne das Brot gegessen und den selbstgemachten Wein getrunken.

Ansonsten habe ich es nicht so sehr mit Essen.

Ab und zu wurde ich bekocht. Da gab es dann Hühnchen in Kraut und viel Schafskäse und Gemüse. Aber was das jetzt im Einzelnen war, weiß ich nicht mehr. In jedem Fall hat es sehr sehr gut geschmeckt.

Allein wegen des Essens und des Weines würde ich noch mal nach Georgien reisen.

 

Wie viel hast du am Tag für deine Lebenshaltungskosten ausgegeben?

Ich habe meistens gezeltet.

Im Schnitt habe ich vor Ort zwischen 10 und 13 Euro pro Tag ausgegeben.

 

 

Wie hast du dich auf die Reise vorbereitet?

Ich bereite mich kaum auf meine Reisen vor.

Ich kläre im Vorfeld die Frage der Einreise und ob es irgendwas zu beachten gilt und das reicht mir dann. Den Rest werde ich schon vor Ort rausfinden.

Georgien ist ja jetzt kein exotisches Land, von daher habe ich auch keine Gedanken an Impfungen oder ähnliches verschwendet.

Ein Visum braucht es nicht. Einfach einreisen und los.

 

Wie bist du nach Georgien gekommen?

Ich bin mit dem Flugzeug geflogen.

 

Wann und wie lange warst du in Georgien unterwegs?

1.250 Kilometer radelte ich durch das ehemalige Iberien, 15 Tage von Ende März bis Mitte April.

Von Ost nach West und wieder zurück.

Durch Schnee, Regen, Sturm und Sonnenschein. Mit Temperaturen von -5 Grad bis +23 Grad.

Auf gut ausgebauten Autobahnen und scheinbar längst vergessenen Pisten.

Und erlebte ein Land, noch wild, im Anfang, touristisch ungeschliffen, ursprünglich, post-sowjetisch, mit ungemein gastfreundlichen Menschen, einer sehr guten Küche, leckerem Wein, beeindruckenden Landschaften und historischen Sehenswürdigkeiten.

 

Wo hast du übernachtet?

Ich habe meistens im Zelt geschlafen und wild gecampt.

Ab und zu habe ich mir ein Hostel gesucht.

Mit dem Fahrrad durch Georgien

 

Welche Route hast du genommen?

Radreise Georgien Karte

 

Was hast du mitgenommen?

Das ist eine sehr weite Frage.

Ich habe halt alles mitgenommen, was ich für eine Radtour brauche. Und 95% der Sachen, die ich mithabe, sind unverzichtbar.

Ich mache seit mehr als 25 Jahren Radtouren und habe meine Packliste soweit optimiert, dass es da kaum noch Platz für Sinnloses gibt.

Schau dir Martins Packliste an!

 

Wie bist du unterwegs an Geld gekommen?

Das weiß ich nicht mehr.

Viel Geld habe ich nicht gebraucht. Meistens habe ich mir das aus dem Automaten mit meiner EC-Karte geholt. Glaube ich.

 

Was waren die Highlights deiner Radreise durch Georgien?

Sehr gut hat mir Mestia, ein Dorf im Hohen Kaukasus gefallen.

Aber auch das Höhlenkloster in Vardzia sowie die alte Hauptstadt Georgiens, Mtsheka, mit den uralten Kirchen und Klöstern aus dem 4. Jahrhundert.

Beeindruckend fand ich die Geburtsstadt von Stalin, Gori, und das dort befindliche Stalin Museum.

Mit dem Fahrrad durch Georgien

 

Welches war dein schönstes Erlebnis?

Das gibt es leider nicht bei mir.

Ich habe viele sehr beeindruckende und schöne Erlebnisse, aber keine Steigerung darunter.

 

Gibt es irgendetwas, was Radreisende in Georgien beachten sollten? Gibt es besondere Gefahren?

Erfahrene Radreisende durchqueren das Land normalerweise im Transit nach Osten.

Insgesamt sollte man in einer Woche gut durchkommen. Das Land stellt keine besonderen Herausforderungen an Mensch oder Material.

Der große und der kleine Kaukasus prägen das Land, aber die Berge sind alle machbar.Bis Ende Mai muss mit gesperrten Passstraßen gerechnet werden.

Auch der anhaltende Konflikt mit Süd-Ossetien ist nicht unerheblich, sind doch dadurch manche Regionen nördlich von Tiflis Sperrgebiete und man sollte auf eventuelle Truppenbewegungen achten.

Grundsätzlich ist es aber sicher und normal. Straßen gibt es nicht so viele und manchmal wird es schwierig, ruhigere Nebenstraßen zu finden.

Der Verkehr ist oft recht wild, aber man gewöhnt sich daran. Auf den Hauptverkehrsadern ist es anstrengend.

Mit dem Fahrrad durch Georgien

 

Hast du eine gefährliche oder unangenehme Erfahrung auf deiner Reise gemacht?

Nein.

 

Wie „funktioniert“ die Einreise mit dem Fahrrad?

Dazu kann ich nichts sagen, da ich mit dem Flugzeug gekommen bin.

Aber soweit ich das weiß, erfolgt die Einreise mit dem Fahrrad wie sonst auch problemlos.

 

Wie sollte das Fahrrad ausgestattet sein?

Ein normales Trekkingrad mit einer guten Bereifung sollte reichen.

Die Straßen sind manchmal eher Pisten, weshalb etwas mehr Profil nicht schadet. Georgien fordert nicht unbedingt das Rad.

 

Gibt es (gute) Werkstätten und Ersatzteile in Georgien?

Das weiß ich leider nicht. Auto-Werkstätten gibt es überall, in denen man zur Not was machen lassen kann.

Aber an den Fahrrädern von heute geht kaum etwas kaputt. Wer mit einem vernünftigen Rad einreist, der sollte keine Probleme damit im Georgien haben.

Fahrradläden gibt es in den größeren Städten Tiflis und Kutaisi.

 

Hast du noch weitere Tipps für eine Reise nach Georgien?

Schau dir unbedingt die vielen Zeugnisse und Kirchen der frühen Christianisierung an. Georgien gehört neben Armenien zu den Ländern, in denen das Christentum am frühesten eingeführt wurde. Daher findet man sehr viele historische Stätten und Klöster.

Ein Besuch im Museum in Mestia lohnt sich ebenso. Hier sind viele Reichtümer aus dem Mittelalter und noch früher ausgestellt, die in den Kaukasus vor Krieg und Plünderungen in Sicherheit gebracht wurden und nie abgeholt worden sind.

Mit dem Fahrrad durch Georgien

 

Wo hast du dich vor der Reise informiert? Gibt es Blogs, Reiseführer, Karten, Bücher…, die du empfehlen kannst?

Ich habe mir eine Karte gekauft und einen Reiseführer von Lonely Planet.

Das reicht völlig. Den Reiseführer hole ich mir meist für den historischen Hintergrund, die Karte für die ungefähre Routenplanung.

Im Internet habe ich mich nicht informiert. Einzig bei der Frage, ob es Gaskartuschen in Georgien gibt (ja, gibt es), habe ich das durchaus hilfreiche Forum von outdoorseiten.net konsultiert.

 

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Und du?

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