Dies ist der erste Teil unserer Radreise von Istanbul nach Bremen. In 2 Monaten radeln wir durch die Türkei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, die Slowakei und durch Tschechien.
Wir starten unsere Radreise Türkei von Istanbul aus. Mit dem Flugzeug fliegen wir von Bangkok (wir sind gerade 6 Monate durch Thailand geradelt) nach Istanbul. Dort war eigentlich nur eine Zwischenlandung geplant auf dem Weg nach Berlin. Aber wir steigen aus und wollen den Rest der Strecke mit dem Fahrrad zurück legen.
Größer könnte der Kontrast nicht sein. Eben waren wir noch in Thailand. Jetzt sind wir in
Istanbul – von Wolken, Regen, Kälte und einer schönen Stadt
Am Flughafen angekommen ist erst mal pumpen angesagt und wie erwartet gibt es wieder Stress. Olafs Mantel hinten kommt nicht richtig aus der Felge. Bei Steffi ist ein Ventil und die Klingel kaputt.
Und dann atmen wir sie endlich, die schöne, kühle, frische Luft, die sogar so frisch ist, dass wir augenblicklich unsere dicken Jacken in Betrieb nehmen.
Dank einiger hilfsbereiter Passanten finden wir relativ schnell den Weg zum nahen Campingplatz (4,12 km). Der Campingplatz selbst ist nicht so toll und irgendwie auch noch gar nicht so richtig geöffnet. Wir sind die einzigen Gäste und heißes Wasser und Gas in der Küche gibt es auch noch nicht.
Nach dem Zeltaufbau gehen wir ins nahe Einkaufsviertel und geben unsere ersten Millionen für Essen aus.
Im Supermarkt sind wir anfangs mit dem Warenangebot etwas überfordert und stehen verwirrt vor den Regalen.
Irgendwie ist hier alles völlig anders!
Während am Montag den ganzen Tag die Sonne schien, haben uns der Dienstag, der Mittwoch und der Donnerstag auch meist mit nasskaltem Bremer Schmuddelwetter verwöhnt. Es regnet streckenweise, ist bitterkalt und der Himmel ist wolkenverhangen. Gut, dass wir unser Zelt auf einem kleinen Hügel aufgebaut haben, der mittlerweile zu Insel geworden ist.
So führt uns unser erster Einkaufsbummel ins Kaufhaus zum Regenschirmkaufen.
Mittwoch und Donnerstag fahren wir mit der S-Bahn ins Zentrum.
Die meiste Zeit hier verbringen wir mit der Suche nach passenden Gaskartuschen und/oder Reinbenzin für unseren Kocher und Karten für die Türkei und Bulgarien, leider ohne Erfolg. Ach hätten wir damals nur den Adapter für 08/15 Stechkartuschen zu unserem Kocher gekauft, denn die gibt es hier an jeder Ecke. Letztendlich behelfen wir uns mit 10 kleinen Fläschchen Feuerzeugbenzin.
Karten finden wir auch nicht und werden versuchen, zunächst mit unserer 1:5 Mio. Europakarte einen Weg zu finden. Einen Stadtplan von New York gab es fast überall, aber eine Karte vom Nachbarland…?
Nachdem wir Steffis Therm-a-Rest Matte an einem unserer letzten Tage in Bangkok durch eine neue ersetzt haben, konnten wir diese nach zwei Nächten auch wegschmeißen, weil sie eine riesen Beule bekommen hat. So haben wir hier in einem Outdoorladen noch eine ganz normale unkaputtbare Schaumstoffmatte erstanden.
Das, was wir von Istanbul bisher gesehen haben, gefällt uns sehr gut. Die Leute, mit denen wir bislang zu tun hatten, waren alle sehr freundlich und auffallend hilfsbereit. Auch die Verständigung klappt hier besser als zu Anfang in Thailand. Allerdings fällt hier gleich auf, dass der Verkehr nicht so entspannt ist, wie in Thailand. Es wird aggressiver gefahren und hupen heißt nicht „Achtung“, sondern „Du A…“.
Für morgen haben wir uns vorgenommen, mal so langsam loszufahren, sind allerdings wegen des Wetters ein bisschen unentspannt. Der Wetterbericht sagt für Anfang nächster Woche bis -5 Grad voraus. Und von Regen und Schnee ist da auch die Rede. Ob das was für uns Schönwettercamper ist?
deutliche Unterschiede zu Thailand
Radreise Türkei: 59 km über Catalca
Während der Wind unser Zelt trocknet, gehen wir einkaufen und packen anschließend unsere Sachen. Etwas Trouble gab es dann noch beim Bezahlen auf dem Campingplatz. Wir sind nicht bereit, den vollen Preis für halbe Leistung zu bezahlen. Zwar kommt man uns ein wenig entgegen, wir haben aber immer noch das Gefühl, zu viel bezahlen zu müssen.
Und dann sind wir los! Mal wieder auf der Autobahn (D100) aus der Stadt heraus. Dieses Mal sind wenig Thailänder, dafür aber viele Türken in den Autos unterwegs. Einen vernünftigen Standstreifen gab es auch nicht. Die Fahrt aus Bangkok heraus war angenehmer und dass Istanbul so hügelig ist, hat uns vorher auch keiner gesagt.
Ein weiterer Unterschied zu Bangkok ist, dass dort einfache Häuser oder Holz- und Bambushütten die Ausfallstraßen säumen. Hier stehen riesige Hochhaussiedlungen, so dass wir uns schon fragen, wo die ganzen Millionen Bangkokaner wohl wohnen.
Wir machen drei Kreuze, als wir die Autobahn endlich verlassen können. Weiter geht es über die Landstraße nach Catalca. Hier lässt dann auch der Verkehr merklich nach, bis wir schließlich die meiste Zeit alleine auf der Straße sind.
Auch die Abstände zwischen den Ortschaften werden immer größer. In gibt es dann noch eine warme Mahlzeit, bevor wir uns einen Zeltplatz für die Nacht suchen, was wider Erwarten gar kein Problem darstellt, aber die letzten Häuser haben wir schon lange hinter uns gelassen und sonst scheint hier weit und breit niemand zu wohnen.
wenig Raumgewinn
Radreise Türkei: 24 km über Danamandina
Nachts werden wir wach, weil ein heftiger Wind an unserem Zelt rüttelt und wir sind froh, dass wir uns dieses Mal die Mühe gemacht haben, das Zelt vernünftig abzuspannen.
Morgens ist aus dem heftigen Wind ein richtiger Sturm geworden, der natürlich nicht in Fahrtrichtung weht.
Vorteil: Zelt schnell trocken. Nachteil: Viel Arbeit, wenig Raumgewinn.
Als es mittags auch noch anfängt von schräg vorne auf uns einzuregnen, suchen wir bereits um 12 Uhr Zuflucht in unserem Zelt. Fahrradfahren hat heute eh keinen Spaß gemacht, da der Wind so stark war, dass wir nur Schlangenlinien fahren konnten. Und dann auch noch nass werden?
In einer kurzen Regenpause am Nachmittag trocknen wir, was zu trocknen ist und kochen uns einen Tee, bevor der Regen wieder einsetzt. Gut, dass wir morgens beim Bäcker nicht geizig waren. So können wir uns die langen Stunden im Zelt mit Essen vertreiben.
ein sehr individuelles Hotel
Radreise Türkei: 57 km nach Vize
Am Morgen, nach fast 30 Stunden Dauerregen – wer hätte das gedacht – blauer Himmel und Sonne. Aber immer noch jede Menge Wind.
Mittags in Saray essen wir Döner, kaufen ein und treffen jede Menge nette Leute, die uns interessiert Löcher in den Bauch fragen. Als wir uns losreißen können, ist ein Hinweisschild auf ein Hotel zu verlockend. Doch leider treffen wir niemanden an, außer einem alten Mann von nebenan, der sagt, es sei erst um 5 auf.
Als wir den Ort bereits 10 km hinter uns gelassen haben, überholt uns hupend ein Auto und fährt vor uns rechts ran. Der alte Mann und der Hotelbesitzer, die wissen wollen, ob wir noch ein Zimmer brauchen. Aber zurückfahren? Dankend lehnen wir ab.
Trotz des Windes schaffen wir 57 km und erreichen nach fast 6 Stunden harter Arbeit den kleinen Ort Vize. Hier gibt es drei Hotels, wie uns ein Dreikäsehoch in gebrochenem Englisch erklärt. Wir erwischen wohl das schäbigste.
Irgendwie ist man hier auf Gäste schon lange nicht mehr eingestellt. Zum Abschreiben unserer Pässe wird der Nachbar geholt, den Tee bringt der Wirt von Gegenüber, aber wir bekommen den Ehrenplatz am Elektroheizstrahler zugewiesen. Ansonsten kann man den Zustand des Hotels als sehr individuell bezeichnen und für eine genaue Beschreibung fehlen uns irgendwie die Worte.
ungewöhnlich Kalt
Radreise Türkei: 56 km nach Kirklareli
Nach einem leckeren Frühstück im Börek Salonu gleich neben dem Hotel, machen wir uns auf in den trüben Novembermorgen. Als die letzten Häuser von Vize im Nebel hinter uns verschwunden sind, fängt es an zu schneien. Und es hört auch den ganzen Tag nicht wieder auf – im Gegenteil! Dafür kommt der Wind jetzt gelegentlich auch mal heftig von schräg hinten.
An einer kleinen Tankstelle machen wir Pause. Mitten in dem kleinen Raum steht ein Holzofen, um den ein paar Männer sitzen und Tee trinken. Schnell sind zwei Stühle für uns an den Ofen gerückt und bei heißem Tee tauen wir langsam wieder auf. Dass wir tatsächlich irgendwann weiter wollen, kann hier keiner verstehen. Man meint, wir sollten lieber noch ein bisschen sitzen bleiben und Tee trinken.
Am späten Nachmittag erreichen wir völlig durchgefroren und nass schließlich Kirklareli. Jetzt wissen wir jedenfalls, warum es Regenhosen für 10 Euro und für 100 Euro gibt und freuen uns, dass wir die billigen genommen haben… Sch…
Auf Anhieb finden wir ein ganz nettes Hotel. Hier gibt es dann endlich die erste heiße Dusche nach 8 Tagen in der Türkei.
Als wir uns morgens auf den Weg in die Innenstadt zum Frühstück machen wollen, ist die Überraschung groß, denn Frühstück gibt es im Hotel und ist im Zimmerpreis enthalten.
So gestärkt drehen wir eine Runde durch den Ort. Groß ist der nicht, aber wir finden sogar ein Internetcafé und nutzen die Gelegenheit zum Tippen. Leider hat Olaf, in Erwartung besseren Wetters, seine Lederstiefel aus Thailand nach Hause geschickt und hat nun beim Fahrradfahren im Regen das Problem, dass ihm das Wasser von der Regenhose direkt in die flachen Turnschuhe läuft. Also gucken wir nach neuen warmen Stiefeln.
In einem Schuhgeschäft begrüßt man uns in akzentfreiem Deutsch. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, was wir auch gedacht haben, nämlich dass das Wetter hier für diese Jahreszeit ungewöhnlich kalt ist. Nachmittags beim Tee im Hotel gibt es dann Livemusik.
Der 46 jährige Sohn des Eigentümers, der früher Musiklehrer war, holt erst seine Geige, dann ein anderes Instrument, dessen Namen wir leider vergessen haben. Und so spielt und singt er exklusiv für uns türkische Lieder. Der glückliche ist mit 45 in Rente gegangen und seit dem hilft er im Hotel. Später gesellt sich noch ein Onkel dazu, der auf 30 Jahre Deutschland zurückblicken kann. Seit seiner Rente verbringt er das Sommerhalbjahr in der Türkei und die angenehmen kühlen Monate in Hamburg.
die West-Türkei
eine gastfreundschaftliche Gegend
Leider müssen wir die Türkei bald wieder verlassen, was sehr schade ist, denn wir haben uns hier recht wohl gefühlt. Die Menschen hier sind alle sehr nett und gastfreundlich, das Essen sehr lecker und hätte uns das Wetter nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht, dann hätte das Radfahren vielmehr Spaß gemacht. Hier endet unsere Radreise Türkei – weiter geht in in Bulgarien!
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