Wie sich unsere Reisen und das Schreiben darüber verändert haben.
Ende Mai 2009 haben wir den Kurzhauber bekommen. Im Dezember 2009 sind wir eingezogen.
Zum 10-jährigen schreiben wir über die Hochs und Tiefs. All das Schöne. All das andere. Also, falls du etwas erfahren möchtest – schreib uns deine Frage(n)!
Im ersten Artikel 10 Jahre Wagenleben – Wie konnte das denn passieren?! schreiben wir darüber, wie es dazu kam, dass wir jetzt seit über 10 Jahren im Wagen leben.
Im zweiten Teil geht es um Motivation, Für und Wider, Sicherheit!
Anfang der 2000er, als wir zum ersten Mal darüber nachgedacht haben eine Auszeit zu nehmen, konnten wir eigentlich nur Bücher lesen, um uns bei anderen Langzeitreisenden darüber zu informieren, wie es wohl wäre mit dem Fahrrad durch fremde Länder zu reisen.
All die Blogs, Websites und Reisemagazine gab es noch nicht. Es war daher gar nicht so leicht an Informationen zu kommen.
Die wenigen Webseiten waren selbst gebastelte HTML Seiten mit kleinen Fotos. Damals entstand auch Keine Eile. Ebenfalls selbst gebastelt. Den Umstieg zum WordPress Blog realisierten wir erst 2014.
Wir verschlangen alles, was wir in die Finger bekommen konnten.
Angefangen bei den klassischen Reiseerzählungen, die ich haufenweise aus der Stadtbibliothek nach Hause schleppte (ich liebte die Geschichten von Sven Hedin ), lasen wir Bücher wie:
- Metz, Claudia (Autor)
- Wiegers, Raphaela (Autor)
Letzte Aktualisierung am 2024-11-20 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Besuchten Websites, wie die von Igel und Paola, die seit April 2001 mit den Fahrrädern (und jetzt mit Big Blue) um die Welt fahren und auf Grenzenlos darüber schreiben.
Bei der Reiseplanung haben uns Bücher und die wenigen Foren geholfen, die es schon gab.
Vor allem das Weltreiseforum von Astrid und Martin, wo ich (Steffi) dann auch einige Jahre Moderatorin war.
Toll waren auch die Infos von Ratgeber Aussteigen. Von Gabi und Christian haben wir viel über Organisation und Finanzierung gelernt.
Auch das Radforum war eine gute Hilfe. Hier haben wir uns speziell über das Reisen mit Fahrrad in den verschiedenen Ländern informiert.
- Lüdtke, Norbert (Autor)
- Schröder, Thomas (Autor)
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Diese Quellen sind überhaupt kein Vergleich zu der Fülle an Information, die uns heute zur Verfügung steht.
Da frage ich mich immer, wie es wohl war in früheren Zeiten gereist zu sein. Was für ein Abenteuer es für Sven Hedin gewesen sein muss, der nicht mal einen Reiseführer zu Rate ziehen konnte, geschweige denn seine Route detailliert mit Google Maps planen?
Aber ist Reisen durch diese Informationsfülle „besser“ geworden?
Ich finde nicht.
Früher war mehr Abenteuer. Schon damals fanden wir es doof mit einem Reiseführer zu reisen. Denn der verführt viel zu sehr dazu, nur dorthin zu gehen, wo alle anderen (mit dem gleichen Reiseführer) auch hingehen. Das eigentliche Abenteuer entsteht erst, wenn man sich seinen Weg und sein Ziel selbst sucht.
Es reist sich viel besser ohne Anleitungen und Informationen. Ich zumindest, kann mich dann viel mehr einlassen. Denn wer schon alles vorher weiß, hat Erwartungen.
Für Radreisende waren die Informationen damals noch dürftiger vorhanden.
Reiseführer sind für Leute geschrieben, die mit dem Bus oder Zug von Stadt zu Stadt fahren. Als Radler lernt man auch alles kennen, was dazwischen liegt. Und vieles davon steht in keinem Buch.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass es damals in Bangkok Telefonläden gab: Ein Schreibtisch, ein Telefon – von dem man nach Deutschland telefonieren konnte. Es gab aber auch schon Internetcafés. Fotos hochladen war ein Abenteuer für sich. Wir hatten 2002 weder Notebook noch Smartphone dabei.
Hier gelangst du zu den Reiseberichtet unser Radreise durch Thailand
Das war bei unserer nächsten Reise 2007 schon anders.
Ein Smartphone hatten wir immer noch nicht. Aber den kleinen EeePC von Asus. Die Internetcafés waren schon zahlreicher. Auch erste Blogs gab es und die Informationsvielfalt hatte zugenommen.
Social Media – davon wussten wir noch nichts. Mein erstes Profilbild bei Facebook ist aus 2010.
Hier gelangst du zu den Reiseberichten unserer Thailandreise 2007
Es ist schon faszinierend, wie rasant sich in den letzten 10 Jahren alles entwickelt hat und wie sehr sich auch das Reisen dadurch verändert hat. Alle möglichen Informationen sind nun ständig und überall verfügbar. Man findet schnell andere, die schon gemacht haben, was man vorhat. Das ist toll!
Es führt auch dazu, dass Leute – die sich früher nie getraut hätten – sich dazu ermutigt fühlen, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun würden. Weil sie sich durch all die Informationen sicher fühlen.
Und man hat überhaupt nicht mehr das Gefühl, etwas Neues zu erleben.
Nicht, dass ich denke, etwas besonderes zu sein, oder sein zu wollen. Reisende gab es schon immer. Und überall waren schon vor mir viele andere. Trotzdem habe ich für mich ganz Neues entdeckt – eben weil ich nicht schon vorher alles darüber gelesen habe. Und die Verlockung ist groß, genau das zu machen. Auch wenn ich weiß, dass es mir viel nimmt.
Gefühlt jeder, der sich heute ein Reisefahrzeug kauft oder eine Weltreise plant macht dazu noch einen Blog – oder mindestens einen Instagram Account – auf. So ist der Zeitgeist.
Und bevor nicht mindestens 2 Jahre am Fahrzeug gebaut wurde, fährt mancher gar nicht erst los. Auch die Ansprüche sind erheblich gestiegen.
Aber das sieht man ja überall, nicht nur unter den Reisenden.
In der Partyszene kann man über die letzten 20 Jahre eine ähnliche Entwicklung feststellen. Früher hatten wir lediglich eine vage Anfahrtsbeschreibung, sind bunten Wegweisern durch die Dunkelheit gefolgt, auf der Suche nach dem Partygelände. Es gab lange nicht einmal Klos. Duschen schon mal gar nicht. Man musste eigentlich alles selbst mitbringen.
Heute gibt es eine genaue Adresse und alles ist perfekt organisiert. Man kann vor Ort ein Zelt mieten und gibt es keine warmen Duschen, beschwehren sich die Gäste. Das ist wohl auch der Zeitgeist.
Es ist alles professioneller und kommerzieller geworden. Reisen, Reiseliteratur, Reiseblogs, Reiseausrüstung, Reisefahrzeuge. Das Abenteuer ist dabei irgendwie abhanden gekommen.
In den 2010er Jahren kamen die professionellen Reiseblogger, wie Planetbackpack (mittlerweile verkauft) oder Off The Path. Also Reisende, die versuchten mit ihren Blogs Geld zu verdienen. Einge hatten oder haben damit viel Erfolg. Die Kommerzialiserung hat die Blogosphäre stark verändert (wie das ganze WWW).
Nicht nur zum Positiven. Einerseits ist es doch toll, dass es überhaupt die Möglichkeit gibt mit dem Bloggen (etwas) Geld zu verdienen. Andererseits sind die meisten Blogger weg von einfach nur schönen Reiseberichten.
Aber das hat schon seinen Grund. Während Artikel – bei denen wir bei Keine Eile ein wenig auf Suchmaschinenoptimierung achten – über Jahre häufig gelesen werden, verschwinden gerade die Reiseberichte recht schnell in der Weite des Internets und werden (wenn die Reise beendet ist) kaum noch gelesen.
So versuchen auch wir mit dem Zeitgeist zu gehen und hin und wieder relevante und zeitlose Artikel zu verfassen, einfach damit Interessierte uns überhaupt finden.
Mehr zum Thema: Bloggen – Warum eigentlich?
Auch unser Reiseverhalten hat sich über die Jahre verändert. Vor allem seit wir nicht mehr mit dem Rad, sondern mit dem LKW reisen.
Auch wenn unsere letzte Radreise schon sehr lange zurückliegt, finde ich immer noch, dass das Fahrrad das beste Reisefahrzeug ist.
Man bekommt soviel mehr mit. Alleine dadurch, dass man so langsam unterwegs ist. Es gibt keine trennende Scheibe zur Welt. Mit dem Auto (ja selbst mit dem Kurzhauber) fährt man überall nur so durch, hält nicht so schnell an.
Während wir beim Radfahren eigentlich ständig Pause gemacht haben. Mit Menschen ins Gespräch gekommen sind.
Aber auch das Reisen mit dem Laster hat sich über die Jahre verändert. Vor allem, weil es überall so voll geworden ist. Vor 10 Jahren waren wir noch meistens alleine auf den Strandparkplätzen an der Algarve.
Heute gibt es eine Wohnmobil-Schwemme und überall Verbote. Wir sind immer mehr zurückgewichen auf Gegenden, wo nicht alle hinfahren. Aber diese Ecken zu finden wird von Jahr zu Jahr schwieriger.
Die Zulassungszahlen für Wohnmobile haben schwindelerregende Höhen erreicht. Vanlife ist Trendsport geworden.
Allerhöchste Eisenbahn für was Neues!
Hier geht’s zum ersten Teil: 10 Jahre Wagenleben – Wie konnte das denn passieren?!
Hi,
auch ich finde die Entwicklung beim Vanlife zum Kotzen. Aber wir sind auch
ein Teil dieser Entwicklung.
Betreiben seit 8 Jahren eine Website und beabsichtigen uns davon wohl in Kürze zu verabschieden.
Werden im Frühjahr Deutschland entfliehen und uns den Balkan vornehmen.
Wollten das schon 2020 aber Corona….
Alles Gute euch und Servus
Frank
Hallo Frank! Vielen Dank für deine Worte :) Ja, es hat sich viel verändert und „unterwegs zuhause“ ist nicht mehr dasselbe wie noch vor ein paar Jahren. Man muss sich halt was einfallen lassen. Ich drücke euch die Daumen für die Balkan Tour :)
Moin Steffi,
durch Zufall auf eure web.site gestossen…macht Spass bei euch zu stöbern…und gleich gemeinsame Bekannte entdeckt…Igel und Paola…
Noch ne Anmerkung zu veränderten Reisewelt…“Reiseführer sind geschrieben für die, die mit dem Bus oder Zug fahren“…Grins…bin mit dem „Thomas Cook Timetable“ (eingestellt) mal ohne Flugzeug um die Welt gefahren…und jetzt beim T 3 für unterwegs (Portugal) und nem Bauwagen für zu Hause gelandet.
Auf jeden Fall drück ich euch für die nächsten 10 Jahre in eurem Rundhauber „on th e road“ die Daumen…
Herzliche Grüße aus meinem diesjährigen Winterquartier vom Lago Attilan in Guatemala
Jo
Vielen Dank, lieber Jo!Grüße nach Guatemala :)
hallo. ich verfolge einge blogs und seiten wie auch eure sporadisch aber in regelmäßigen abständen. dieser artikel spricht mir aus der sele. sie „professionellen“ blogschreiber und vblog veröffentlicher gehen mir zunehmend auf den senkel und nerven mit aufdringlicher werbung und schönmalerei. es wird suggeriert, dass das langzeitreisen immer ein totales vergnügen ist und alle probleme in windeseile und sich scheinbar von selbst in luft auflösen. wir haben bis vor einiger zeit auch selbst einen blog gepflegt, sind aber davon abgekommen. wir schreiben wieder ein klassisches tagebuch für uns und die kids – die familie und freunde bekommen regelmäßig bilder und eindrücke (auch die nervigen) ungeschminkt per nachricht – that’s it! grüße aus schweden…
Hallo Steffi,
herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Ich glaube, ich bin euch 2014 oder 2015 mal superkurz begegnet auf einer kleinen Straße am Fuß des Doi Nang Noon ganz im Norden Thailands.
Was ich nicht wusste: Ihr ward schon mal richtig viel mit dem Rad unterwegs in Thailand. Ein geniales Radreiseland. So einfach und genussvoll. Ich liebe es.
Wenn ihr mal wieder in Chiang Rai seid, sagt Bescheid.
Herzliche Grüße aus der nördlichsten Provinz Thailands
Stefan